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Gebratene Schweizer: Wie Sie Übersetzungsfehler vermeiden und wann der Einsatz maschineller Übersetzungssysteme Sinn macht

NMT ist und bleibt ein Rechner. Ihm fehlt das nur allzu Menschliche: der Blick für das Ganze, das „Gspüri“ und die Kreativität.

Diesen April widmen wir uns Pleiten, Pech und Pannen der Übersetzungsbranche. Doch was uns in Ferienanlagen und Restaurants zum Lachen bringt, kann im professionellen Umfeld schnell problematisch werden. Wie Sie Übersetzungsfehler vermeiden und was Sie beim Umgang mit maschinellen Übersetzungssystemen beachten sollten.

Falschübersetzungen: soll man lachen oder weinen?

Die Speisekarten fremdländischer Restaurants lassen uns mitunter nicht nur ob der zu erwartenden Gaumenfreuden grinsen, sondern auch ob der einen oder anderen Falschübersetzung. Wenn aus dem Steak Tartare ein Zahnsteinsteak, aus der Avocado ein Rechtsanwalt, aus der Pizza Quattro Stagioni eine Pizza vier Bahnhöfe oder aus einem Turkey and Ham Pie die Türkei mit Schinken-Kuchen wird, geht die Welt nicht gleich unter. Wir schmunzeln und haben Nachsicht mit dem armen Tropf, der die Speisekarte in fünf Sprachen übersetzen und sich darauf verlassen musste, dass das Internet die richtige Übersetzung ausspuckt.

Auf deutlich mehr Resonanz stossen Übersetzungsfehler grösserer Organisationen. Als der Migros vor ein paar Jahren ein peinlicher Schnitzer unterlief, wusste schnell die ganze Schweiz Bescheid. Der Detailhändler pries seine Schweizer Bratbutter in Französisch als «Beurre à rôtir suisses» und in Italienisch als «Burro per arrostire svizzeri» an – also als Butter, mit der man Schweizer brät. Ob es für die Zubereitung eines Schweizers eine spezielle Butter braucht, ist nicht bekannt, wäre im Hinblick auf eine optimale Geschmacksentfaltung aber durchaus möglich. Klar ist, dass die Migros mit dieser Falschübersetzung keine Schweizer, sondern sich selbst in die Pfanne gehauen hat. Hoffentlich nicht ohne die passende Butter.

Auch die AXA hatte mit dem lieben Französisch ihre Mühe, als sie ihr Verkehrsmaskottchen Max der Dachs mit «Max le Blaireau» übersetzte. «Blaireau» bedeutet zwar «Dachs», aber auch «Rasierpinsel». Und jemanden als «Blaireau» zu bezeichnen ist eine Beleidigung und bedeutet in etwa so viel wie «dummer Spiesser». Ennet des Röstigrabens war es also Max der Spiesser, der nur bei grün über die Strasse ging. Die AXA geriet gehörig ins Schleudern und Max der Dachs heisst im Welschland nun einfach Max. Weniger ist manchmal eben mehr.

Reputationsschädigung: mehr als nur ein Tritt ins Fettnäpfchen

Dass falsche Übersetzungen auch massive Reputationsverluste mit sich bringen können, zeigte der Fall Swinegate. Der britische Chefökonom der UBS-Vermögensverwaltung spickte seine Aussage über die Auswirkungen der Schweinegrippe auf die Preisinflation in China mit typisch britischem Humor. Er sagte, die Schweinegrippe «only matters if you are a Chinese pig».

Was für uns Westler ein harmloser Scherz ist, wurde von chinesischen Staatsangehörigen als massive Beleidigung aufgefasst. Die Phrase «Chinese pigs» wurde aus dem Kontext gerissen, falsch interpretiert und so übersetzt, dass sie chinesische Staatsangehörige mit Schweinen gleichsetzt. Die Folge war eine Welle der Entrüstung und – trotz zahlreicher Entschuldigungen seitens der UBS – ein geplatzter Deal mit einem chinesischen Staatsunternehmen.

Wortwörtlich um Leben und Tod kann es gehen, wenn medizinische Fachbegriffe falsch übersetzt werden. Laut einer amerikanischen Studie sind von 30’000 falschen Behandlungen rund 1’500 auf Übersetzungsfehler zurückzuführen. Für Betroffene können solche Vorfälle verheerend enden. Etwa wenn in einem Bericht aus dem Schilddrüsenkrebs ein Rückenmarkkrebs wird oder wenn die Gebrauchsanleitung eines Defibrillators missverständliche Anweisungen enthält.

Doch wie sind solche Debakel bestmöglich zu vermeiden? Entspringen sie mangelnder Professionalität des Übersetzers oder sind sie im Einsatz unausgereifter maschineller Übersetzungsprogramme zu begründen? Die Antwort auf diese Frage ist so unbefriedigend wie logisch: Es kommt darauf an. Grundsätzlich gilt: Wer nicht mit einem professionellen Sprachdienstleister zusammenarbeitet, riskiert den Tritt ins Bratfettnäpfchen. Was aber nicht bedeutet, dass maschinelle Übersetzungssysteme per se nicht zu empfehlen wären.

Möglichkeiten und Grenzen von Neural Machine Translation

Die Technologie hat schon vor längerer Zeit Einzug in die Übersetzungsbranche gehalten. Spezialisierte Computerprogramme, sogenannte CAT-Tools, unterstützen Sprachdienstleister bei der Arbeit und erhöhen die Qualität der Übersetzungen. Auch maschinelle Übersetzungsprogramme gibt es schon länger, sie sind im Prinzip nichts anderes als elektronische Wörterbücher. Im Zuge von Big Data haben sich diese über die letzten Jahre aber rasant weiterentwickelt, sodass seit einiger Zeit von Neural Machine Translation (NMT) die Rede ist.

NMT arbeitet mit künstlichen neuronalen Netzwerken und liefert bereits heute erstaunlich gute Ergebnisse. Das heisst nicht, dass die Technologie den Menschen komplett ersetzt. Bei der Übersetzung von Inhalten mit geringem emotionalem Gewicht erweist sich NMT allerdings als hilfreich. Das emotionale Gewicht bezeichnet die Emotionalität eines Textes, das heisst, wie stark der Text den Leser auf der Gefühlsebene ansprechen soll. Textsorten mit geringem emotionalem Gewicht sind zum Beispiel Reglemente, Produktbeschreibungen oder Anleitungen. Die kommunikative Funktion der Information resp. der Instruktion steht bei diesen Texten im Vordergrund.

NMT kann bei der Übersetzung solcher Texte durchaus Zeit sparen, weil der Rechercheaufwand geringer ausfällt. Nichtsdestotrotz sind auch hier Falschübersetzungen an der Tagesordnung. Wer NMT nutzt, sollte daher erstens der Zielsprache mächtig sein und zweitens ein gesundes Urteilungsvermögen hinsichtlich der Maschine mitbringen. Es empfiehlt sich, insbesondere Fach- und Schlüsselbegriffe zusätzlich zu recherchieren.

Wie emotional können Maschinen sein?

Es gibt aber auch Textsorten mit geringem emotionalem Gewicht, die sich mit NMT nicht zufriedenstellend übersetzen lassen. Dazu gehören alle Texte, die aus rechtlichen Gründen auf keinen Fall Fehler enthalten dürfen. So zum Beispiel Beipackzettel, Gebrauchsanweisungen, Finanzberichte oder Arztberichte. Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu meistern, braucht es einen professionellen Übersetzer, der sich im entsprechenden Fachgebiet auskennt und mit sprachlichen Besonderheiten und allfälligen Doppeldeutigkeiten vertraut ist. Sonst wird aus dem Schilddrüsenkrebs schnell Rückenmarkkrebs.

Textsorten mit hohem emotionalem Gewicht wie Werbungen oder Inhalte von Webseiten oder Apps lassen sich mit NMT nur unzureichend übersetzen. Der Grund liegt in der kommunikativen Funktion: Texte mit hohem emotionalem Gewicht wollen überzeugen, Meinungen bilden und Handlungen auslösen. Sie zeichnen sich durch Eleganz und Spritzigkeit aus, und sie bedienen sich rhetorischer Mittel wie Wortspiele oder Ellipsen. Ohne diese stilistischen Merkmale erfüllt der Text seine kommunikative Funktion nicht. Und genau hier ist der Mensch unverzichtbar.

Neuronale Netzwerke können nur übersetzen, was in ihrer Datenbank gespeichert ist. Sie können nichts Neues schaffen, und sie haben kein Gefühl für Stil, Lesefluss und Ästhetik. Fast unmöglich wird die Sache bei Wortspielen: Sehr oft funktioniert ein Wortspiel zwar in der Ausgangssprache, aber nicht in der Zielsprache.

Ein professioneller Übersetzer ist sich der kommunikativen Funktion des Textes bewusst und versucht in solchen Fällen zum Beispiel, ein anderes, in der Zielsprache passendes Wortspiel einzubauen. NMT kann das nicht. Es ist und bleibt ein Rechner. Ihm fehlt das nur allzu Menschliche: der Blick für das Ganze, das „Gspüri“ und die Kreativität.

So vermeiden Sie Übersetzungspannen

Wenden Sie sich an einen professionellen Sprachdienstleister

  • Am sichersten ist es, wenn Sie mit einem professionellen Übersetzungspartner zusammenarbeiten. Professionelle Übersetzungsagenturen sind ISO-zertifiziert und verfügen über umfassende Datenschutzrichtlinien. Zudem arbeiten sie mit spezialisierten Sprachtechnologien, die eine einheitliche Terminologie und konsistente Übersetzungen gewährleisten.
  • Arbeiten Sie wenn möglich immer mit dem gleichen Sprachdienstleister zusammen. Er kennt Sie und Ihre Bedürfnisse.

Setzen Sie NMT sinnvoll ein

  • Überlegen Sie sich, welchen Verwendungszweck die Übersetzung hat.
  • Eine reine NMT-Übersetzung eignet sich gut, wenn Sie lediglich wissen möchten wovon ein Text handelt und die Übersetzung nicht weiterverwendet wird.
  • Falls Sie die NMT-Übersetzung für weitere Zwecke benötigen: Lassen Sie den Text durch einen professionellen Lektor/Korrektor prüfen.
  • Aufgepasst: Kostenlose neuronale maschinelle Übersetzungssysteme bieten keinen oder kaum Datenschutz. Ihre Texte werden in der Datenbank gespeichert und für weitere Übersetzungen verwendet! Konsultieren Sie am besten einen professionellen Sprachdienstleister für sichere maschinelle Übersetzungen ohne Datenverlust.

Wir unterstützen Sie gerne

Haben Sie Fragen? Mit SwissGlobal haben Sie einen kompetenten Sprachdienstleister an Ihrer Seite, der Sie bei Ihren individuellen Anliegen unterstützt. Wir wissen, dass sich Zahnstein, Rechtsanwälte, Bahnhöfe, die Türkei und Schweizer (auch wenn man sie in Butter brät) nicht zum Verzehr eignen und dass Falschübersetzungen unangenehme Folgen haben können. Übersetzungspannen vermeiden wir durch unsere Erfahrung, unser Know-how, unser ISO-zertifiziertes Qualitätsmanagement und den Einsatz professioneller Prozess- und Sprachtechnologien. Dazu gehört auch eine verschlüsselte NMT-Lösung. So gewährleisten wir den Schutz und die Sicherheit Ihrer Daten.

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